Slowakischer Nationalaufstand

Slowakischer Nationalaufstand
Teil von: Zweiter Weltkrieg

Denkmal des Nationalaufstands in Banská Bystrica
Datum 29. August bis 28. Oktober 1944
Ort Mittelslowakei
Ausgang Niederschlagung des Aufstandes,
Übergang der Aufständischen zum Partisanenkampf
Konfliktparteien

1. tschechoslowakische Armee Tschechoslowakei

Großdeutsches Reich
Slowakischer Staat

Befehlshaber

1. tschechoslowakische Armee Ján Golian
1. tschechoslowakische Armee Rudolf Viest

Gottlob Berger
Hermann Höfle
Ferdinand Čatloš
Štefan Haššík
Otomar Kubala

Truppenstärke

insgesamt:
60.000 Soldaten,
7.000–18.000 Partisanen[1]

insgesamt:
50.000 deutsche[2] und
6.900–8.600 slowakische Soldaten,[3]
5.000 Hlinka-Gardisten
[4]

Slowakischer Nationalaufstand (slowakisch: Slovenské národné povstanie, kurz SNP; alternativ auch Povstanie roku 1944, deutsch: Der Aufstand des Jahres 1944) ist die Bezeichnung für eine im Zweiten Weltkrieg vom slowakischen Widerstand organisierte militärische Erhebung. Der Aufstand richtete sich einerseits gegen die ab dem 29. August 1944 beginnende Okkupation der Slowakei durch die deutsche Wehrmacht, andererseits gegen das slowakische Kollaborationsregime der Ludaken unter Jozef Tiso. Er war neben dem Warschauer Aufstand einer der größten Aufstände im Hegemoniebereich des Nationalsozialismus.

Getragen von Teilen der slowakischen Armee lag das Hauptgebiet des Aufstands in der Mittelslowakei, mit der Stadt Banská Bystrica als Zentrum. Die slowakische Aufstandsarmee (offiziell „1. tschechoslowakische Armee in der Slowakei“) stand unter dem Oberbefehl einer Militärzentrale des oppositionellen Slowakischen Nationalrats. Dieser stellte eine Koalition der bürgerlichen Demokratischen Partei und der slowakischen Kommunisten dar und stand mit der tschechoslowakischen Exilregierung in London in Verbindung. Unterstützt wurde der Aufstand zusätzlich durch sowjetische und slowakische Partisaneneinheiten. Zu Beginn des Aufstandes kontrollierten die Aufständischen über die Hälfte des damaligen slowakischen Staatsgebietes, verloren aber infolge des deutschen Vormarsches rasch an Terrain. Nach 60 Tagen der Kämpfe endete der Aufstand am 28. Oktober 1944, als die militärische Führung der Aufständischen mit dem Fall von Banská Bystrica den offenen Kampf gegen die Wehrmacht aufgab und ohne Kapitulation zum reinen Partisanenkampf überging, den sie bis zur Besetzung der Slowakei durch die Rote Armee im April 1945 fortsetzte.

Infolge des Aufstands verübten beide Konfliktparteien auch zahlreiche Kriegsverbrechen. In den von den Aufständischen kontrollierten Gebieten wurden bis zu 1.500 Menschen ermordet (überwiegend Angehörige der deutschen Minderheit), während das deutsche Besatzungsregime seinerseits insbesondere nach der Niederschlagung des Aufstands mit gezielten „Strafmaßnahmen“ gegen die Zivilbevölkerung bis zu 5.000 Todesopfer forderte (davon etwa 2.000 Juden). Auch nahm die deutsche Führung den Aufstand zum Anlass, um die Vernichtung der Juden in der Slowakei zu vollenden, in deren Rahmen bis Kriegsende mehr als 14.000 Juden deportiert oder auf slowakischem Gebiet ermordet wurden. Insgesamt wurden etwa 30.000 slowakische Staatsbürger in deutsche Gefangenen-, Arbeits-, Internierungs- und Konzentrationslager deportiert.

Nach der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948 erfuhr der Slowakische Nationalaufstand starke Uminterpretationen, in deren Folge der Anteil der Kommunisten und Partisanen am Aufstand von der offiziellen tschechoslowakischen Geschichtsschreibung überbewertet wurde. Der bürgerliche Widerstand und die Bedeutung der Aufstandsarmee, deren Angehörige nach 1948 von der kommunistischen Führung verfolgt wurden, wurde hingegen vernachlässigt. Mit der Wende 1989 setzte in der Slowakei ein Prozess der Neubewertung ein, durch den die Rolle des bürgerlichen Widerstands und der Aufstandsarmee hervorgehoben wurde. Der 29. August ist in der heutigen Slowakei ein Staatsfeiertag.

  1. Lenka Šindelářová: Finale der Vernichtung: Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944/45. Darmstadt 2013, S. 60; Wolfgang Venohr: Aufstand der Slowaken. Der Freiheitskampf von 1944. Frankfurt am Main/Berlin 1992, S. 187.
  2. Lenka Šindelářová: Finale der Vernichtung: Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944/45. Darmstadt 2013, S. 64; Wolfgang Venohr: Aufstand der Slowaken. Der Freiheitskampf von 1944. Frankfurt am Main/Berlin 1992, S. 272.
  3. Jörg K. Hoensch: Die Slowakei im Jahr 1945. In: Hans Lemberg, et al. (Hrsg.): Studia Slovaca. Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei. München 2000, S. 301; Charles K. Kliment, Břetislav Nakládal: Germany’s First Ally: Armed Forces of the Slovak State 1939–1945. Atglen 1997, S. 25.
  4. Charles K. Kliment, Břetislav Nakládal: Germany’s First Ally: Armed Forces of the Slovak State 1939–1945. Atglen 1997, S. 24.

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